From Sansibar with Love · Meine unmögliche Affäre in Afrika by Tapper Andrea

Autor:Tapper, Andrea [Tapper, Andrea]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783280055557
Herausgeber: Orell Füssli Verlag
veröffentlicht: 2015-03-15T00:00:00+00:00

Liebes-Nachhilfe für Sie und Ihn

Und dann funktioniert alles? Einfach so? Ich bin skeptisch. Ich höre, dass eine mkunge am nächsten Tag eine Brautschule bei einer jungen Frau in der Nachbarschaft machen wird. Ich kann sie begleiten. Wunderbar, das lasse ich mir nicht zweimal sagen.

Mit Thermoskannen marschieren wir los, die Brautlehrerin Bibi Rehema, zwei Helferinnen und ich. Amina, die zukünftige Braut, ist 18 Jahre alt, ihre Mutter öffnet die Tür. In dem kleinen Steinhaus ist die Hölle los, überall Frauen, Kinder, es wird gequatscht, gelacht, gegessen. In einem der Schlafzimmer, links von einem langen Flur im hinteren Teil des Hauses, warten die etwas verschreckt dreinblickende Amina, ihre älteren Schwestern, ein paar Tanten. Alle hocken in ihren Kangas auf Bastmatten auf dem Boden, oder auf dem Bett, hier und da finden sich Spritzer der braunen singo-Paste, so mancher Frau ist das Wickeltuch bereits auf die Hüften gerutscht, obenrum tragen sie Büstenhalter oder Spitzenunterröcke. In den Ecken liegen Kleiderstapel, überall stehen Trinkbecher, ein Tablett mit winzigen Schalen schwarzen Kaffees, in der Mitte ein kleines Gefäß, in dem gelblich Weihrauchharz brennt und den Raum mit benebelndem Rauch wie in einer Kirche erfüllt.

Die singo-Massage habe die 18-jährige Braut in spe bereits hinter sich, erklärt mir Rehema, jetzt kommen der praktische Teil und damit die Thermoskannen zum Einsatz. Sie enthalten einen gegärten Porridge aus Sorghum und Muskat – soll besser wirken als Wodka, und tatsächlich scheinen die meisten Frauen schon einiges von dem Gebräu genossen zu haben. Eine besonders Rundliche, die sich mir als Bibi Kabiba vorgestellt hat, springt unvermittelt auf, rafft ihre Kangas hoch und hockt sich rücklings mit breit geöffneten Beinen in beängstigend niedriger Höhe über das Weihrauch-Öfchen, lässt ihre breiten Hüften kreisen.

»So ist es richtig«, feuert die Sex-Lehrerin sie an, »lasst euch von den Duftschwaden einhüllen. Männer lieben das.« Amina wirkt noch verschreckter, inzwischen haben sich zwei, drei Frauen in Büstenhaltern und Kangas in die Mitte der Matten begeben, eine liegt auf dem Rücken, lässt ihr Becken spielen, eine andere kniet auf allen Vieren, kreist ihren Po erst langsam, dann in immer schnelleren Bewegungen, die vom Rest des Körpers völlig losgelöst scheinen. Sie schütteln ihre Brüste, schnattern und lachen, und holen jetzt einen Stößel zu Hilfe, mit dem sie womöglich heute morgen noch Ingwer und Kardamom für den Gewürzkaffee gestampft haben – und auch wenn ich nicht jedes Wort verstehe, ist eindeutig, dass das Küchentool jetzt als Dildo dienen soll. »Versuch’s mal Amina«, muntert die Sex-Lehrerin die Jungfräuliche auf und drückt ihr den Stößel in die Hand und an die Lippen. »Einfach rauf und runter, mit der Hand und deinen Lippen. Dein Mann wird dich auf Händen tragen.« Zu Amina hat sich ihre beste Freundin gesellt, die den Arm um die Braut gelegt hatte, zusammen lässt sich das Spektakel wohl besser ertragen.

»Wie fühlst du dich, Amina?«, frage ich.

»Nzuri, gut«, sagt sie mit leiser Stimme, aber ihr Blick verrät das Gegenteil.

»Hast du deinen Mann eigentlich selber ausgesucht?«

Da glättet sich das besorgte Gesicht von Amina und sie strahlt. »Ja, er ist ein guter Mann.«

»Keine Angst, alles wird gut«, sagt die Brautlehrerin und drängt ihre Schülerin zum weiteren Hüftkreisen.

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